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«Urban Jungle» – Berlin trifft Bern im Tramdepot Burgernziel

Vom 26. März bis 23. April 2017 verwandelten Christine Elbe und Hans Scheib die südliche Halle der Zwischennutzung Tramdepot Burgernziel an der Thunstrasse in Bern mit ihren zeitgenössischen Kunstwerken und viel Grün in einen urbanen Dschungel – in einen bepflanzten Raum, in dem Tier, Mensch und Haus kreativ inszeniert werden. 

Der Berliner Hans Scheib gehört zu den prägenden deutschen Holzbildhauern der Gegenwart. Zu seinem Werkzeugkasten gehört die Motorsäge und eine expressive Formensprache, die zum einen in der bewussten Reflexion der farbigen Holzskulptur der Brücke-Expressionisten wurzelt und zum anderen mit der Tradition der gotischen Holzbildhauerei Zwiesprache hält. Christine Elbe kuratiert die Ausstellung «Urban Jungle» und tritt mit ihren Haus Installationen und Bildern in Dialog mit Scheibs Skulpturen. Die gezeigten Werke sind eine Ode an eine lebendige Vielfalt, eine zeitgenössisch freche Interpretation menschlicher und tierischer Bedeutungswelten. Bewusst wurde das Tramdepot, die ehemaligen Werkhallen der Strassenbahn am Burgernziel in Bern als Ausstellungsort für den urbanen Dschungel gewählt: frei von Konventionen bietet dieser poetische, kurzlebige Zwischenraum eine für Bern untypische Offenheit in den Möglichkeiten. Eine Plattform für Gespräche über das Hier und Jetzt und über das Morgen.

Die Besuchenden erwartet neben der Ausstellung in vier Teilen, deren Tore jeweils donnerstags bis sonntags, frei in der Besucherbewegung und kostenlos geöffnet sind, Führungen, eine Matinée, eine Soirée und verschiedene Workshops. Unterstützt werden die Führungen und Performances vom Tierpark Bern, Swissaid, Vertretern der Accademia Teatro Dimitri und dem Theatermann Stefan Bütschi. Die Ausstellung wird von namhaften Sponsoren und Gönnern getragen.

 

Urbaner Dschungel in vier eindrücklichen Facetten 

Der städtische Dschungel bildete als erster Teil der Ausstellung mit den sehr expressiven Skulpturen von Scheib einen Kontrapunkt zu den zwei Haus Installationen von Elbe. Das Mädchen, der Junge, die Frau, die Amazonen, das Haus, Haustiere und wilde Tiere treffen im Wald aufeinander. Aber nur ein Mann: Adam. Adam ist nicht allein. Er ist mit Eva. Sie wirken als Ureltern und Bindeglied zwischen den wilden und halbdomestizierten Tieren, wie dem Aldi-Fuchs und der Katze, und den angeblich domestizierten, wie dem Hund, der als beissender Dürrenmatt Hund und als tolles Kampfkneul auftauchte. Weise, kraftvoll und dem Menschen ebenbürtig sind die Affen im Affenwald. Projektion oder Wirklichkeit? Auf einer Entdeckungsreise mit dem Tierpark Bern konnte man in der Ausstellung die Skulpturen studieren und nachher im Tierpark vor dem Affengehege mit ihren wahren Vorbildern vergleichen.

In Sakura_Frühlingserwachen trifft der Besucher auf die Enge des Teehauses, das irgendwie europäisch wirkt. In der Holzhütte von frauenhandel.n trifft der Besuchende den Rat der Frauen. Sind sie vom Weg abgekommen? Oder finden sie einen Weg? Mit Swissaid als Partner wird jeweils donnerstags neben den Häusern das Thema Häusliche Gewalt angesprochen.

Vineta, eine Stadt an der südlichen Ostseeküste, versank der Sage nach bei einem Sturmhochwasser und bildet den dritten Teil der Ausstellung mit einer langen Strasse aus Gold und Pech. Grund sei der moralische Verfall der Stadt gewesen, der «Hochmut» und die Verschwendung der Bewohner. Das Mädchen fährt den Wagen. Kann sie ihn halten? Oder zerreisst die Gier der wilden Tiere ihre Sanftheit und Güte?

Die Masterstudenten der Accademia Teatro Dimitri proben mit ihrer Dozentin Lucinda Weaver ab dem 3. April in der Ausstellung. Ab Donnerstag, 6. April zeigen sie ihre Arbeit.

Der Theatermann Stefan Bütschi richtete eine kleine Waldwerkstatt ein und versuchte herauszufinden, ob und wie sich der Zug der Wolken in der Halle darstellen lässt. Man liest ja viel von Indoor-Hanfplantagen, Indoor-Skipisten und sogar von Indoor-Grillereien. Warum also nicht der Wolkenzug am Indoor-Himmel?

Bütschi: «Meine Mittel sind natürlich sehr behelfsmässig. Das Grösste wäre es ja, wenn wir eine Regenwolke zum Ausleeren bringen könnten.»

Die grosse Nordwand als vierter Teil der Ausstellung wirkt mit Fenstern und Türen wie ein Haus im Haus. Entlang dieser Wand zog sich ein Bilderstreifen, der Wald, Feld, Wiese und Erde und einen Buschbrand zeigte. An diesem Buschbrand befand sich die Südafrikanische Kapstadt Lounge als Inbegriff eines zeitgenössischen Meltingpots, als Sinnbild von Urban Living und als Möglichkeit eines Zusammenlebens von Verschiedenem in Regenbogenfarben. Haben Adam und Eva das gewollt?

«Urban Jungle» ist eine Aufforderung zur Entdeckung unbekannten Terrains; eine Einladung zur lustvollen Reflexion tierisch menschlicher Welten.

 

Ausstellung: Urban Jungle, Bern
Ort: Tramdepot Burgernziel, Bern, Zwischennutzung
Ausstellungsjahr: 2017
Format: Ausstellungsinszenierung mit Hans Scheib

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